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  • Writer's pictureJan Ammann

Stoßlüften im Kopf

Die Balance... Diese verfluchte Balance.

Stosslueften im Kopf
© Image by rawpixel on Freepik
 


Stoßlüften im Kopf.



Die Welt ist ein bisschen still geworden.

Kultur/Ökonomie und die Gesellschaft gehen auf dem Zahnfleisch.

Man wird vorsichtig, ängstlicher und manchmal auch aggressiver.

Die Zeit, die etwas untertemperiert daher kommt und einem mehr Grautöne in den Alltag zaubert als man es gewohnt ist, scheint schlecht gelaunt... verkatert.

Ich glaube das sind alles Dinge, die jedem von Euch aufgefallen sind. Manch einer nickt beim Lesen/Hören bestimmt eifrig mit dem Kopf. Man ist glücklich darüber, eine GEMEINSAMKEIT zu haben in dieser introvertierten Saison einer Lebensphase. Selbst wenn es nur um die Gemeinsamkeit des Unglücklichseins geht.


Ich muss gestehen mir ging es eine Weile nicht anders.

Meine Seele fühlte sich an wie nach einem verunglückten Gesichtspeeling: ANGESPANNT und SEHR empfindlich. Ich habe mich zurückgezogen, fühlte mich gezwungen zum sozialen Intervallfasten und war erst zu-zweit-allein, und dann zu dritt.


Letzteres war ein emotionales Großereignis und kulminierte nach eingeschränkter Besuchszeit einer Schwangeren, die mich kurz vor der Entbindung morgens um 5 aus dem Auto holen musste, in das Wunder der Geburt unseres Sohnes. DAS und ALLES, was dieses Thema umfasst, werde ich wohl niemals in meinem Leben vergessen.

Ein Lichtblick in der Dunkelheit. Unser Lichtblick.

Trotz aller Corona - Hürden, was für ein bewegendes Ereignis. Unbeschreiblich.


Auf der anderen Seite gingen Jobs flöten, kein Ende in Sicht und nach dem Ende, war vor dem bösen Erwachen. Konzerte wurden verschoben, verschoben und dann nochmal verschoben um dann komplett auszufallen. Alles in allem ein sehr unglückliches Timing, wenn es darum geht, sein Leben in die Hand zu nehmen und etwas Neues wagen zu wollen.

Also keinen eleganten Hechtsprung ins aufregende Gewässer des „Kreativlebens“. Nein, es wurde eine Arschbombe mit vorzüglichen Haltungsnoten, wenigstens DAS.


Ihr merkt schon, ich könnte ewig so weiterschreiben und die Gemeinsamkeit des Leidens zelebrieren. Geteiltes Leid ist ja auch halbes… ach scheissegal, ich kann das Wort nicht mehr hören.


Ja genau: Ich kann es nicht mehr hören. Ich kann MICH nicht mehr hören. Ich kann ALLES nicht mehr hören. Ich komme mir manchmal so vor, als würde mich ein schwermütiger Geigenspieler umgarnen, der immer genau dann anfängt zu spielen, wenn ich den Mund aufmache.

Genug davon! Davon werde ich noch irre.

Ich habe keine Lust mehr, mir von meinem Umfeld vorschreiben zu lassen, wie schlecht ich mich zu fühlen habe. Manchmal mache ich den Fernseher an und fühle mich so, als säße ich auf dem Klo und bemerke leider erst viel zu spät, dass das Klopapier fehlt… die Feuchttücher auch! Sehr unbefriedigende Momente.


Schluss, ich will das nicht mehr!

Glotze aus!

Radio aus!

Der Junge muss an die frische Luft. Stoßlüften im KOPF.

Mal Ruhe in die Denkfabrik bringen, ein paar Kündigungen aussprechen und einen neuen Produktionsplan auf die Spur bringen. Im Eilverfahren bitte!

Aber was läuft denn überhaupt so schief gerade?


NEGATIVES DENKEN, das automatisch in unseren Köpfen verankert wird. Produziert durch eigene Angst und forciert von Außen durch den Äther der Medien, als hätten wir nicht schon genug Probleme mit dem „Menschsein“. Es gibt regelrechte Schlachten um die nächsten Hiobsbotschaften. Wer ist der Erste, wer der Schnellste, Hauptsache katastrophal.


Ein bisschen Corona hier.

Ein bisschen Krieg da.

Ein bisschen Krise dort.

Ein bisschen Angst.

Ein bisschen Unordnung.

Ein bisschen Depression.

Und Fitness ist auch gerade im Home Office.


Glaubt mir, ich war genauso dabei, voll auf der Welle, die jeder gerade versucht zu meistern. Eine soziale Geschicklichkeitsübung - dachte ich zumindest. Man übt sich in Improvisation und innovativen Ideen, um am Ende festzustellen, dass die Welle UNS meistert und nicht umgekehrt. So erging es aber auch wirklich jedem. Nicht nur uns Künstlern. Uns ging und geht es allen so.

Irgendwann kam dann aber für mich ein Wendepunkt.

Ich spürte fast schon eine Erleichterung mich von Dingen zu lösen, die mich finanziell belasteten. Erstmal Auto weg. Alles kündigen, was man an Verpflichtungen kündigen kann.

Anfangs schwer, welch Leid! Welch Schmerz!

Und da war er wieder, der Geigenspieler, der mir schon wieder mit seinem melancholischen Müßiggang ins Ohr hauchen wollte: „Soll ich jetzt spielen?“

Und so schön die Melodie auch in meiner Erinnerung hallte, ich widerstand.

Aber es tat nach und nach immer mehr gut und ich fühlte mich leichter. Mittlerweile mache ich das öfter und fühle mich richtig gut damit. Abos kündigen zum Beispiel. Sich von Klamotten trennen, die eh seit Jahren nicht mehr angezogen wurden, geschweige denn gepasst hätten.

Mit meiner Frau habe ich immer wieder daran gearbeitet, mehr im Jetzt zu leben. Gar nicht so einfach, denn Sorgen von morgen besuchen dich immer gerne in der Gegenwart und genau dann manifestieren sie sich erst so richtig und werden zu einem viel größeren Problem.

Ich habe das Gefühl, dass ich auf der Zeitachse des Lebens immer wieder aufpassen muss, das Pendel genau zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu halten.

Die BALANCE, diese verfluchte BALANCE.

Und dann auch noch … bitte LÄCHELN! Ja, das auch noch!


Aber ich sage Euch: Es geht.

Lasst euch nicht verwirren von diesem Labyrinth, in dem wir gerade stecken.

Ja, es ist Winter. Nicht nur das Kalenderjahr besteht aus Jahreszeiten, auch die Menschheit unterliegt dem Gesetz der Saison. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, macht es totalen Sinn, dass wir die dunkle, winterliche Zeit erreicht haben. Der goldene Herbst noch im Augenwinkel der flüchtigen Vergangenheit und die Erstarrung der Kälte im Jetzt.


Aber auch ein Winter ist etwas Gutes.


Wir haben JETZT die Zeit etwas anzupacken. Wir müssen uns pflegen und zur Ruhe kommen, einen Plan für die kommende Zeit schaffen: Für das Frühjahr, denn es wird kommen.

Wenn wir JETZT unsere Einstellung auf POSITIV justieren, nachhaltig denken, achtsam sind und uns sensibilisieren, im Frühjahr säen, den Sommer genießen, ernten wir im Herbst und sind fit für den nächsten Winter. Vielleicht wird dann der Nächste auch etwas milder.


Die Umstände, in denen wir menschlich stecken, sind nicht so einfach vom Tisch zu weisen, das ist klar. Allerdings können wir an unserer PERSPEKTIVE arbeiten. Denn wenn wir uns dieser Negativität stellen, dürfen wir uns nicht mit ihr IDENTIFIZIEREN. Das führt uns ansonsten in emotionales Ungemach und Regress. Nimm aktiv Abstand von der Angstwelle in der Gesellschaft und konzentriere Dich auf Dinge, die produktiv und sinnvoll sind. Mache Dinge, die du noch nie gemacht hast. Ich denke gern an die kindliche Neugier, die so frei von Angst ist und so viel Neues kreiert. So viel Schönes.

Manchmal kommt es mir so vor als seien wir gar nicht ERWACHSEN geworden, sondern ENTWACHSEN.

Entwachsen der Möglichkeiten, die in uns stecken, da all die Programme der Gesellschaft und Umgebung uns irgendwann klein und leise gemacht haben. Man bedenke, wir werden geboren und schauen in die Welt und eh wir uns versehen erkennen wir unser ICH über die Wechselwirkung mit anderen Menschen.

Das heißt also: Vor dem ICH, sehen wir erst das WIR. Aus dieser Spiegelung schauen wir auf uns und „erkennen“ das gespiegelte ICH.

Bedeutet das, dass wir jemand anderes sein könnten? Im Prinzip JA

Der Jan, der in Billerbeck geboren wurde und wundervolle Voraussetzungen hatte, die Schule besuchen durfte, lernen konnte und ein gepflegtes soziales Umfeld hatte, wäre sicher ein anderer, wäre er in einem armen Land geboren am anderen Ende unserer 1. Welt.


Denkt mal drüber nach.


Also könnt ihr nur euer Potential erreichen, wenn ihr den Weg zu eurem wahren Kern findet. Dem inneren Kind (Stefanie Stahl hat darüber ein tolles Buch geschrieben).

Viele Depressionen ruhen auf diesem Modellgedanken des „verfehlten Potentials“. Jim Carrey hat es auf den Punkt gebracht:

„Depression means simply, that your body is tired of the role/character that you are constantly trying to play."

Für mich ein „Mic-Drop“- Moment dem ein langes bedächtiges Schweigen folgte. Dem Thema Depression und Heilung widme ich mich aber ein anderes Mal.


Es ist natürlich auch alles sehr leicht gesagt. Denn links wie rechts hört man Stöhnen und Jammern. Für mich persönlich funktioniert es am besten, wenn ich mich auf Dinge konzentriere, die mich fordern. Dieser Blog zum Beispiel. Ich hätte mich sicher sonst nie getraut, über meine Ansichten zu schreiben, geschweige denn sie überhaupt teilen zu wollen.


Also ran an die Aufgaben, die Abenteuer und das wunderbare Unbekannte. Türen schließen! Nur so gehen andere Türen auf.


Bis bald,

Jan


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