"THIS IS THE GREATEST SHOW" - Tour Diary 2025
- Jan Ammann
- Mar 30
- 24 min read
Updated: May 26
On the road again. Eindrücke und Gedanken eines Reisenden.

Logbuch: Tour, Tränen & Erkenntnisse
So. Die Tour ist geschafft.
Ein paar Tage mussten vergehen.
Vor allem: Ich musste mich auskurieren.
Die letzten Meter nach Hause waren… steinig. Krank.
Normalerweise macht mir das nicht viel. Aber wenn die Stimme flöten geht – und man am freien Tag noch im Saarbrücker Staatstheater auftritt und nicht mehr sein Bestes abliefern kann… dann wird’s hakelig.
In den Seitengassen:
Escamillos und Figaros mit gespitzten Ohren und prüfenden Blicken.
Musical-Hater. Eine emotionale Achterbahnfahrt. Und ich fühlte mich in meinem Allgemeinwohl kompromittiert.
Chris Murray singt dir wie gewohnt das Trommelfell weg – und deine eigene Stimme bockt wie ein Stier, dem man gerade ein Hodenklemmgummi verpasst hat.
„Seele für Seele“ lief dann doch erstaunlich gut.
Nur die spontanen Gesangseinlagen bei der Zugabe hätte ich mir sparen können.
ADHS kickt nicht nur, wenn viele Stimmen gleichzeitig reden – sie kickt wie ein thailändischer MMA-Legkick in die Magengrube, wenn es zu laut wird.
Man möchte taumeln. Spucken.
Kein Witz. So ist es.
Nach diesem Abend ging dann:
Nichts mehr.
Kein Showman in meinem geliebten Metronom Theater.
Dem Ort, an dem ich meinen ersten Grafen gespielt habe.
Zwei stimmlose Tage mussten genügen.
Denn ich wollte unbedingt den letzten Show-Tag mitnehmen.
Der letzte.
Ich hatte noch so viele liebe Menschen zu verabschieden.
Selten war ich so nervös vor dem „Phantom“.
Hoffentlich sind die Töne da.
Angst macht sich breit.
Dann – das erlösende:
Fuck it. Let’s go.
Manchmal muss man einfach angreifen.
Und es ging. Alles.
Doch im „Showman“-Block kam dann ein anderes Problem: Ein ganz anderes.
Der Kampf gegen die Tränen.
Das war’s.
P.T. Barnum zieht den Hut. Für immer?
Who knows.
Es hat mich mit voller Wucht erwischt.
So überraschend. So brachial.
Ich konnte kaum noch einen Ton singen.
Tja. Dumm gelaufen.
Irgendwie ging es.
Aber Michi, Esther, Frauke, Verena, Thomas, Melissa, Melina, JJ, Robert, Arvid – einfach alle haben sich gegenseitig gestützt. Teilweise auf der Bühne in den Armen gelegen.
Fast 8 Wochen waren wir unterwegs.
Über 40.000 Zuschauer.
Kein Streit.
Harte Arbeit.
Konzentration.
Professionalität.
Biss.
Kampf.
Freundschaft.
Danke, Andreas Luketa, für dieses Team und für all die Mühe, die ihr euch bei SOM gemacht habt. Es ist euer Baby. Und es ist richtig großartig geworden.
Danke, Semmel Concerts, für die perfekte Planung und Gestaltung dieser Tour.
Es war mir eine Ehre.
Liebe geht raus.
⸻
Und dann: Kamera statt Bühne.
Ich war inzwischen wieder am Set.
Hab mich total gefreut, mal wieder vor die Kamera zu dürfen.
Liegt’s am Älterwerden? Oder daran, dass ich langsam beginne, Zusammenhänge besser zu verstehen?
Mir ist etwas klar geworden:
Warum Drehen für eine bestimmte Sorte Mensch (also: mich) Qual und Segen zugleich ist – und für andere einfach nur Segen.
Ich bin hochsensibel.
Hochempfindlich.
Ich konnte mit dem Wort lange nichts anfangen. Dachte, es heißt halt: man spürt etwas mehr. Aber es ist ein verdammtes Kaninchenloch.
Ein ganzes Wunderland.
Auf einmal ergibt so viel Sinn:
Warum ich Menschenmengen meide.
Warum ich als Kind Geburtstage gehasst habe. Ich konnte sie nicht feiern.
Am Tag der Einladung: Bauchschmerzen.
Unmenschlich.
Meine Eltern konnten es kaum glauben.
Aber es war so.
Jetzt sitze ich am Set – und beobachte.
Ich will authentisch sein.
Text gelernt. Aber er ist nicht im Unterbewusstsein verankert. Dafür reicht die Zeit einfach nicht.
Wäre er dort, hätte ich keine Freizeit mehr. Dann bräuchte ich eine Nanny. Und einen Zivi. Für mich allein.
Also sitze ich da.
Und denke:
Zeitdruck im unmenschlichen Ausmaß.
Licht muss in Lichtgeschwindigkeit Szenen setzen.
Kamera? Ein Versuch. Dann Aufnahme.
Ton: auf Sprung.
Focus Puller: hochkonzentriert.
Aufnahmeleitung: dirigiert – mit Druck und scharfem Schwert.
Regie: Stellprobe, Korrektur, erste heiße Aufnahme.
Wenn man Glück hat: ein Freestyle-Take für die Postproduktion.
Und ich?
Ich sitze da.
Beobachte.
Schwitze.
Der Druck ist… enorm.
Ein hochsensibler Waldorfschüler mitten in einer Energie, die dich durchdröhnt.
Stress. Anspannung. Chaos im Millimeter-Takt.
Und am Ende des Tages?
Ich hab’s geschafft.
Ich bin happy.
Aber einfach ist anders.
Ich merke:
Ich ticke anders.
Ich bin anders.
Und trotzdem schaffe ich es.
Ich wünsche mir fürs nächste Mal:
Mehr Zeit. Längere Szenen. Mehr Raum.
Dann wäre ich im Schlaraffenland.
Macht Drehen Spaß?
Ich lieb’s.
Ich liebe aber auch das Scheitern.
Denn das gehört zum Leben dazu.
Meine Hochsensibilität macht jetzt mehr Sinn. Ich verstehe langsam, warum ich Dinge in meinem Leben so oft verkackt habe. Wie viele Leben ich schon verschenkt habe im großen Game des Lebens.
Aber ich kann – und darf – meiner Empfindlichkeit nicht die Schuld geben.
Ich fange an, sie zu verstehen.
Andere.
Und besonders: mich.
Logbuch Ende.
Danke euch allen fürs Mitlesen.
Und für eure Nachrichten.
Es bedeutet mir mehr, als ihr denkt.
KASSEL
Richtig schön war’s – und zum Glück war die Eissporthalle wohl temperiert.
Sonst hätte ich die Eiskönigin gesungen. Alle waren motiviert.
Morgen ist Reisetag.
Das bedeutet: gepflegt die Klappe halten, ausruhen und Kraft tanken.
Was für ein Ritt. Ein Tag ohne Singen wird uns guttun.
Mittlerweile fühlen wir uns wie ein altes Auto, das immer mehr Teile verliert.
Aber mit einem Pausentag kann man die Strecke noch einmal abklappern und die verlorenen Dinge einsammeln.
Apropos verlieren… noch ist nichts in den Hotelzimmern geblieben – erstaunlich!
Keine Ladegeräte, keine Bücher, kein Sportkram, keine Adapter.
Meine geliehene Blackroll ist hoffentlich irgendwo im Koffer – fällt mir gerade glühend heiß ein. Na dann: nicht den Tag vor dem Abend loben.
Auf geht’s in die Hauptstadt!
Das Wetter begrüßt uns mit einem Kuss von der Sonne.
Und apropos Licht…
⸻
Liebe Mamis!
Danke, dass ihr da seid.
Danke, dass ihr so viel tragt – körperlich, emotional, mental.
Dass ihr den Familienhaushalt scheinbar spielerisch meistert (auch wenn’s nur so aussieht), wenn die Partner gerade unterwegs sind.
Und umgekehrt: Wenn ihr arbeiten müsst und Papi mal zuhause bleibt, versucht er verzweifelt, die Küche aufzuräumen – während die Kinder nach einem nicht enden wollenden Gefecht endlich in der Koje liegen.
Ihr tragt das Wunder des Lebens neun Monate lang in euch und kämpft den Kampf eures Lebens im Kreißsaal, nur um in ein völlig neues Leben zu treten.
Von einem Tag auf den anderen steht die Welt Kopf.
Alles, aber wirklich alles, ist anders.
Der Mann kann sich in die Arbeit flüchten oder patriarchale Ausreden finden.
Aber ihr seid IMMER da.
Ich bewundere euch.
Diese Stärke ist etwas ganz Besonderes.
Ihr seid Superheldinnen – und das wart ihr schon immer.

⸻
Liebe Lisa,
ich bin unfassbar stolz auf dich.
Danke für deine Liebe und deine Energie, mit der du unsere beiden Rowdies im Zaum hältst und während meiner Abstinenz alles so großartig im Griff behältst.
Ich denke so oft daran:
Ich stehe im Scheinwerferlicht und bekomme Applaus.
Aber der eigentliche Star – bist du.
Danke.
LIEBE
MANNHEIM – ROSENGARTEN
Eine solide Show. Alles lief gut – bis auf zwei charmante Bühnenpannen. Aber genau solche Momente sind manchmal Gold wert. Sie lockern auf, machen den Abend unvergesslich.
Mitten in „&Juliet“ fehlte uns ein kleiner Textfetzen. Niemand wollte es gewesen sein. Alle schauten sich an – völlige Ratlosigkeit. Diese Sekunden, in denen man auf der Bühne steht und keiner weiß, was gerade passiert… herrlich. Und gleichzeitig diese Erleichterung: Ich war’s nicht! Ich war zwar bereit zu singen – aber ich war gar nicht dran. Urkomisch.

Mein Moment kam später – im Show-Man-Block. Kurz vor dem Auftritt stolperte Michi fast über eine ASTERA Pixelleuchte (cooles Teil, by the way). Und genau in dem Moment hatte ich meinen Einsatz. Ich musste lachen, rannte trotzdem raus – und ließ einen Teil meines memorierten Textes anscheinend in der Seitengasse liegen. Also nuschelte ich kurz ein paar malerische Vokale in meinen Bart, bis ich aus dem Panik-Nebel wieder zurück zur Story fand.
Es waren Sekunden – für einen Sänger aber gefühlt eine halbe Ewigkeit. Wie die Warteschleife beim Arbeitsamt.
Klar, am Ende hat’s kaum jemand gemerkt. Nicht mal die Kollegen. Aber ich hab mich geärgert. So richtig. Weil ich wusste: In diesem Block geht es um viel. Acht Songs, eng miteinander verbunden. Jeder Satz zählt. Und genau da wollte ich den roten Faden ganz klar setzen.
Am Ende war der Frust schnell verflogen – aber solche Momente bleiben haften.
Ich erinnere mich an die „Krolock“-Zeit. Acht Shows die Woche. Alles sitzt so tief im Unterbewusstsein, dass man nicht mal mehr denkt – man funktioniert. Und dann wackelt ein Wort, und plötzlich denkt man über jeden Satz bewusst nach. Als müsste man das ganze Stück nochmal neu lernen.
Die Festplatte ist voll – aber der Zugriff ist manchmal… trügerisch. Pavlov lässt grüßen.
Jetzt sitzen wir im Bus nach Kassel. Ein Bus voller Bühnen-Veteranen. Jeder mit seinen Schrammen. Die Ziellinie ist in Sicht. Ich sitze ganz hinten – Premiumplatz – und will ihn nicht hergeben. Schaue meinen Kollegen auf den Hinterkopf und denke:
Ich bin stolz auf euch.
Was für ein Team. So viel Talent, so viel Herz. Wir haben’s fast geschafft. Heute um 19:55 Uhr beim Circle geht’s weiter – voller Energie. Jetzt ist es 11:50 Uhr. Ruhe im Bus. Wir sammeln Kraft.
Viele hängen am Inhalator – ich gleich auch. Die letzten Hallen waren so trocken, dass man gefühlt SAND aus der Wüste hustet. Nasenbluten am Morgen ist fast Standard.
Aber wir kommen, Kassel.
Mit trockenem Humor – und befeuchteten Schleimhäuten.
Eine Busfahrt, die ist lustig…
Saarbrücken.
Es hat gerockt!
Erstaunlich, wie pünktlich um 19:50 Uhr ein Energie-Shift einsetzt – als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
Konditioniert, um Punkt acht alle Ängste loszulassen
…oder erfolgreich zu verdrängen.
Und es funktioniert.
Mancher Galgenhumor wandelt sich in unterstützende Spielfreude.
Der Puls geht hoch, die Haltung auf.
Alles fließt.
Das Publikum war ausgelassen –
und hat uns ein paar Pflaster auf unsere kleinen Schrammen geklebt.
Danach fühlt sich immer alles leichter an.
Sicherlich hat auch der Gedanke ans Ausschlafen geholfen:
Späte Abreise = entspannteres Spielen.
Und ja – der Softeisautomat in der Kantine hat uns ein kindliches Lächeln ins Gesicht gezaubert. Diese kleinen Momente… unbezahlbar.

Auch unsere Technik war wieder kreativ wie eh und je – sie haben angefangen, Noten zu vergeben, vor und nach unseren Auftritten.
Performancebewertung mit Augenzwinkern.
Und ganz ehrlich: Dass diese Crew überhaupt noch lächelt – Respekt.
Sie sind die Letzten, die gehen.
Die Ersten, die kommen.
Bauen bis 2 Uhr nachts die Bühne ab, fahren zur nächsten Venue und stehen zwischen 8:00 und 10:00 wieder auf der Matte – bereit für den Aufbau.
Ein Knochenjob.
Man schläft, wenn’s geht.
Wenn überhaupt.
Und als wär das nicht schon alles irre genug, wurde jetzt auch noch eine neue Währung ins Leben gerufen: Der Ammann-Dollar.

Gedruckte Geldscheine, dezentral auf einer Blockchain hinterlegt, finanziell mindestens so wild wie damals der Shiba-Inu-Memecoin.
Die Devise – auch direkt auf dem Schein zu lesen: „Mehr Gage!“
(Das ist übrigens auch mein Einsing-Mantra: MEEEEEHR GAAAAGE!!!)
E und A Vokale sollen Freunde bleiben. So kann man die Stimme schön aufwärmen und einen guten Kompromiss finden wo man die Vokale platziert. Möglichst am gleichen Platz.
Gleiches gilt für: A E I O U. Also die ganze Palette :-)
Was als Witz begann, wurde zu einem täglichen Running Gag – und zum festen Ritual. Die Technik zahlt mich jetzt jeden Abend mit einem Ammann-Dollar aus.
Am Ende der Tour bin ich dann so reich, dass ich mir endlich meinen Wasserstoff-Cybertruck und die Raketen zum Mars und zur Venus bauen kann.
Ziel: Das letzte große Mysterium der Menschheit zu lösen.
Männer vom Mars, Frauen von der Venus?
John Gray wird mein Berater.
Wir fliegen hin.
Erklären alles.
Und dann herrscht für immer:
Frieden und Verständnis zwischen den Geschlechtern
Nächster Halt: Mannheim.
Der Rosengarten wartet.
Wir sind ausgeschlafen.
Der frühe Vogel kann mich mal.
Füssen. Mein kleiner Kraftort.
Generell spüre ich eine besondere, gegenseitig wohlwollende Energie, wenn ich in Bayern bin. Vielleicht liegt das daran, dass ich in München studiert habe. Und – ganz nebenbei – dort auf spielerische Weise das Amt des Königs bekleide.
München, Augsburg, Nürnberg, Füssen.
Es war toll.
Wie habe ich es neulich gesagt?
„Wir müssen uns unsere Kraft gut einteilen.“ Verflixt – das ist leichter gesagt als getan.
Besonders, wenn der Schlaf nicht so kommt, wie man ihn bräuchte.
Baustellen vorm Hotel.
To-dos, die man noch eben vor der Show erledigen will.
Sport.
Irgendwie rast die Zeit dann doch an einem vorbei.
Und der Blick in den Spiegel ist… nennen wir’s: gewöhnungsbedürftig.
Gerade psychische Resilienz wird für uns alle immer wichtiger.
Dinge, die sonst kinderleicht waren, fühlen sich plötzlich wie kleine Berge an.
Ein bisschen Heimweh.
Ein Knoten im Nacken.
Ein emotionaler Kloß im Hals.
Mal brüllend heiß, mal so kalt wie Teddies „Figgo“ Safteis – je nach Laune der Klimaanlage.
Wien. 29 Grad draußen.
Erste Show: Frisch gekühlt wie im Kühlhaus.
Zweite Show: Klimaanlage fällt aus – Sauna auf der Bühne. Aus dem Kostüm wird in Sekunden ein Neoprenanzug.
München und Füssen:
Abends plötzlich 6 bis 8 Grad. Diese kleinen Wetter-Kapriolen machen was mit einem.
Und ich denke oft an Zuhause.
Ist alles gut?
Allein mit zwei kleinen Kindern – meine tiefste Bewunderung.
Was Lisa da leistet, ist eine Mammutaufgabe.
Und ich weiß, wie schwer das ist.
Jetzt geht’s weiter nach Saarbrücken.
Der Bus ist ruhig geworden.
Jeder bei sich.
Ab und zu trifft man sich im Gym.
Ich lieb’s. Ein bisschen Gemeinsamkeit vor dem Show-Wahnsinn.
Erstaunlich viele plagt der Rücken, die Schultern, der Nacken. Manche so stark, dass Tränen fließen. Was unsere tanzenden und singenden Kolleg*innen leisten, ist wirklich heftig.
Ich helfe, wo ich kann:
Einrenken. Mobilisieren. Tapen. Wickeln. Eincremen.
Jeder unterstützt jeden.
Man springt ein.
Ohne Murren. Ohne Zögern.
Wir sind richtig zusammengewachsen.
Kein Streit. Nur Verständnis.
Wir wissen, was auf unseren Schultern liegt – im wörtlichen und übertragenen Sinne.
Crew Love.
Respekt.
Auf geht’s.
Nach der Show ist vor der Show.

Und ja –
der frühe Vogel kann mich heute wirklich mal.
Der Zirkus geht weiter
Wir sind unterwegs nach Nürnberg.
Schön war’s in Stuttgart.
Es ist wirklich krass, wie schnell man aus dem Familienidyll wieder in die Wirklichkeit geworfen wird.
Julius fängt an zu laufen – und jeder Schritt ist für ihn ein Abenteuer.
Ich wünschte, ich könnte in seinen Kopf schauen.
Ein Dasein voller Gefühle, ohne Worte.
Ohne Schubladen, ohne Bewertung.
Ein Ort, den wir, je älter wir werden, fast göttlich empfinden.
Frei von Begriffen. Voller Sein.
Spannend, wie das Neue Testament sagt: „Am Anfang war das Wort.“
Ich glaube fast, da beginnt schon das Missverständnis.
Ein kleiner Fehler mit weitreichenden Folgen. Denn mit dem Wort kamen Deutungen, Trennungen, Lager. Und leider auch Konflikte.
Im Alten Testament wird Gott mit JHWH bezeichnet. Yahweh.
„Ich bin, der ich bin. Und der ich sein werde.“
Wenn wir die Augen schließen
und die Welt still werden lassen –
dann atmen wir ein
…und aus.
JH…
…WH.
Yah – weh.
Wenn wir geboren werden – ya.
Wenn wir gehen – weh.
Gott ist der Atem.
Der Impuls.
Der erste Klang und der letzte.
Ein Wunder, das wir nicht begreifen.
Ein Zyklus, der uns verbindet.
Und da ist dieser kleine Knirps mit seinem Lächeln – so nah an der Schöpfung, dass es einem das Herz zerspringen lässt. So schön.
Leon hat sich in der Heimatpause einfach aufs Rad gesetzt –
und fährt los.
Mit Pedalen.
Ganz allein.
Verrückt, was in einer Woche alles passieren kann.
Die Welt ist voller Wunder.
Überall.
Jetzt also Nürnberg.
Gestern war die Show im Apollo Theater. Und sie lief wirklich großartig.
Es macht immer noch Freude.
Die Reaktionen. Besonders die, die man nicht greifen kann.
Diese Verbindung zu einem unsichtbaren Organ namens Publikum.
Wenn da plötzlich ein Kontakt entsteht – nicht erklärbar, aber spürbar.
Energie. Gegenseitigkeit.
Nicht selbstverständlich.
Und ich bin dankbar.
Für genau solche Momente.
Für diese Beziehung zwischen Künstler und Zuschauer.
Ein Geschenk. Immer wieder.
Die Nacht war gut.
Ein Segen – denn nach einer Pause ist der Körper erstmal im Umstellungsmodus.
Normalerweise sind Lisa und ich um 21:30 Uhr längst im Tal des Schweigens angekommen.
Ein kurzes Kopfnicken.
Und dann: ab in die Koje.
Jetzt sitze ich hier mit Augenpads (der Verlegenheitskauf aus dem DM in Bremen) auf der Rückbank.
Draußen Frühlingsexplosion –
die Pollen schlagen zu, obwohl ich gar kein Allergiker bin.
Die Natur feiert.
Und ich bin wieder mittendrin.
Auf bald.
Mit Liebe.
Jan.
Life is a cabaret
Heute war es wieder soweit:
Die Reise von Köln nach Berlin – zum Highlight Berlins: dem Friedrichstadt-Palast.

Und da kommen wir auch direkt zum ersten Problem:
Die Reise mit der Deutschen Bahn.
Es ist wirklich zum Verzweifeln.
Wie soll man jemals Vertrauen fassen, dass man auch nur annähernd pünktlich zur Arbeit kommt?
Wenn sogar die Bahn selbst wirbt mit: „Wenn’s mal nicht klappt, nehmen Sie einfach den nächsten Zug". Dann klingt das zwar blumig, fast freundlich, aber wenn dein Zeitfenster dabei langsam implodiert, ist das alles andere als poetisch.
Hinzu kam ein Fahrgast, der mich in der Ruhezone darauf hinwies, dass ich bitte still sein solle, während ich meinem Arbeitgeber gerade mitteile, ob und wann ich überhaupt noch auftauche. Hätte jener Herr sein Manager-Handbuch, das demonstrativ vor ihm lag, wirklich gelesen, dann hätte er vielleicht verstanden, dass Wachstum und Erfolg immer auch auf einer einzigen Grundregel beruhen:
Freundlichkeit, Empathie.
Oder vielleicht war er einfach empört, dass ein Endvierziger mit Baggy Pants und gelbem Rucksack es wagte, sich in die erste Klasse zu setzen.
Nun ja.
Karma regelt.
Denn wie schön – nur wenig später telefonierte er selbst (ich tippe er war Ende 60) und musste seiner schwerhörigen Mutter lautstark erklären, dass der Zug verspätet ist. Er musste sich ständig wiederholen, lauter und lauter.
In der Ruhezone .. welch Frevel!!!
Ein kleiner, innerer Reichsparteitag bei mir. Unkommentiert natürlich.
Ich habe ja Manieren.
Und sein Buch habe ich übrigens auch gelesen.
„How to become a winner“— well not this way, I promise.
Ich schlage lieber „The 1% Method“ vor von James Clear. Ein Leckerbissen fürs Leben.
Karma, Baby. I love it.
Ich kam rechtzeitig an.
Zwar kein Check-in im Hotel mehr, aber pünktlich zur Probe.
5:30 Uhr begann mein Tag.
23:07 Uhr war Feierabend.
Und was soll ich sagen?
Berlin, du Perle!
Es ist immer etwas Besonderes, in diesem altehrwürdigen Theater zu singen.
Das Berliner Publikum – unglaublich. Offen, ehrlich, präsent. Ich hatte richtig Spaß. Und es tat gut, trotz der langen Anreise, Teil eines so schönen Abends zu sein.

Wir haben ein tolles Team.
Jeder unterstützt jeden.
Ich liebe das. Eine kleine Zirkusfamilie.
Jetzt sitze ich beglückt vom Vorabend im Bus nach Leipzig und freue mich auf das „Venedig des Ostens“. Was für eine Stadt!
Hier habe ich mein Herz verloren – und mein Herz gefunden:
Die MuKo.
Dr. Schiwago.
Und meine Frau Lisa.
Mit der ich zwei wunderbare Jungs großziehen darf.
Das Leben ist schön.
Vor allem, wenn man weiß, dass alles darin Ups and Downs hat. Und dass manche Krisen sich rückblickend als Geschenke entpuppen, die uns das Leben noch bewusster genießen lassen.
Ich schau gerade auf ein Foto.
Lisa hat’s mir geschickt.
Sie sind im Zoo – Dino-Ausstellung.
Familie wohlauf.
Daddy ist happy.
Ein Drücker aus dem Bus.
Euer Jan.
Ballett im Kopf
Ein weiser Mann hat mal gesagt:
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
~ Søren Kierkegaard
Unsere Seele – besonders die eines Sängers – ist, sagen wir mal… ein zartes Wesen.
Ständig auf der Bühne, ständig im Rampenlicht, ständig exponiert. Da ist es kein Wunder, dass sich das Innenleben manchmal anfühlt, wie ein Kartenhaus bei Windstärke 8.
Man steht da, seelisch quasi nackig vorm Publikum. Mal getragen von Euphorie – der eigenen und der des Publikums – und dann wieder zerrissen vom inneren Zensor, der mit kritischem Blick murmelt: „Na ja… geht so.“
Dieser Grat, auf dem man balanciert, ist schmal. Richtig schmal.
Und „Sei einfach du selbst“ oder „Don’t worry“ helfen da leider gar nicht mehr.
Wie kommt man also durch so eine Durststrecke der Selbstliebe?
Spoiler: Es ist verdammt schwer.
Mir ging’s die letzten Tage genau so.
Ausgerechnet ich – der immer von Positivität spricht, sie predigt und anpreist wie den Alleskönner-Thermomix – fühlte mich plötzlich… gar nicht mehr so locker.
Der Grund?
Erschöpfung.
Zwischen den Shows Termine, zu wenig Schlaf, zu viel alles.
Meine „Whoop“ – die ich mittlerweile nicht mehr trage – hätte wahrscheinlich nur noch geschrien: „Du bist im roten Bereich, du musst dich erholen!“
Aber manchmal geht’s halt nicht anders.
Ein wichtiger Fototermin stand an (mehr dazu bald – stay tuned).
Also schleppe ich mich, übernächtigt und durchgebraten, auf die Bühne.
Und dann passiert etwas, das selten vorkommt:
ANGST.
Komm ich durch die Show?
Schaff ich das?
Stimmlich war alles da – aber mein Körper? Wenn er ein Gesicht gehabt hätte, hätte es ausgesehen wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
Die Show lief. Gut sogar.
Aber ich fühlte mich ein paar Mal „wackelig“. Mein Körper schien nicht mehr ganz mitzumachen.
Aber war’s wirklich der Körper?
Nein.
Es war mein Kopf.
Der wollte alles kontrollieren. Jeden Ton, jede Phrase, jede Geste.
Und genau da liegt der Fehler.
Singen ist zwar auch Kontrolle – aber im Moment der Performance heißt es:
Loslassen. Die Jahre an Training ihre Arbeit machen lassen. Reinfallen in die Rolle, sich freispielen.
Aber mein innerer Zensor hatte an diesem Tag wohl Extraschichten gebucht.
Er blockierte alles.
Und das Dumme ist:
Nach so einer Show schüttelt man das nicht einfach ab.
Frankfurt war toll – objektiv gesehen – aber ich war erstmal komplett durch.
Den ganzen freien Tag saß ich zu Hause… und war komplett neben der Spur.
Fazit:
Singen ist wie Ballett im Kopf.
Und als wäre das nicht schon schwer genug, tanzen wir auf einem Boden aus Glasscherben.
„Verletz dich nicht!“ ruft die Angst.
Dabei sind diese Scherben – Überraschung! – nichts anderes als die zerbrochenen Fragmente dieser Angst selbst. Und die existieren… nur in deinem Kopf.
Wenn ich mit dem Snowboard durch den Wald brettere, hab ich zwei Optionen:
Option 1: „Vorsicht! Die Bäume! Nicht dagegen fahren!“
Option 2: „Fokussier dich auf den Weg. Nicht auf die Bäume.“
Hannover wird ohne mich stattfinden.
Ich bin bei meiner Familie und wünsche Robert, Arvid und dem gesamten Cast eine fulminante Show!
Ihr seid der Hammer! Liebe geht raus!!
Die Mini-Pause kommt wie gerufen.
Ich tanke gerade auf.
Ganz liebe Grüße.
Der Jan
Verschnaufpause in Duisburg
Grüße aus der kurzen Verschnaufpause zwischen zwei Wirbelstürmen – alias: Akt 1 und Akt 2
Die Tour läuft, das Publikum in Duisburg hat uns direkt am ersten Tag mit offenen Armen (und großen Augen) empfangen – was für ein Auftakt! Die Stimmung ist grandios, die Show kommt richtig gut an, und wir freuen uns wie Bolle.
Was mich besonders beeindruckt: Alle hier sind diszipliniert wie eine Schweizer Uhr. Kein Drama im Off, sondern Achtsamkeit, Routine und ganz viel Eigenverantwortung für Körper, Geist und Stimme. Ich dachte ja lange, meine Angewohnheit, mich nach der Show brav ins Hotelzimmer zu verziehen, wäre ein Altersphänomen.
So à la: „Früher war ich wild, heute bin ich wild entschlossen” Aber nein – stimmt nicht! Ich war schon immer so. Nur inzwischen nehme ich’s einfach bewusster wahr.
Auch unsere „Küken“ – also der frische Wind auf der Bühne – gehen mit sich um, als wären sie bereits zehn Jahre im Zen-Kloster gewesen. Ein Trend, den ich ehrlich gesagt ziemlich cool finde. In einer Welt, die sich täglich ein bisschen mehr ins Chaos wirbelt, ist eine gut gepflegte Routine wie ein innerer Anker im Sturm.
Ich war kurz zu Hause – und heute Abend darf ich nochmal heim. Und ach… dieses Gefühl, einfach da zu sein. Bei der Familie. Kein Spektakel, kein Bühnenlicht, einfach Alltag in seiner schönsten Form. Ich sag’s ganz unironisch: Dankbarkeit pur.
Sich bewusst für den Moment zu entscheiden – wirklich reinzuspüren – ist vielleicht keine olympische Disziplin, aber definitiv eine kleine Lebenskunst.
Gerade sitze ich hier in der Pause auf meinem Stuhl, in roten Schuhen, lässig gewandet in meinen „&Julia“-Look. Um mich herum ein Schauspiel jenseits des Bühnenvorhangs: Eine Päpstin ohne Perücke schlendert vorbei (sehr modern), JJ trägt ein gewagtes Outfit in Violett trifft Rot (mutig, modisch, vielleicht illegal), Robert stolz im Bademantel wie ein russischer Zarengeist, Melissa sieht aus wie Barbie, die man gerade aus ihrer Mattel-Plastik-Verpackung gerissen hat. Sie glitzert in gold, sieht aber in diesem Moment etwas verloren aus und unsere Schneider:innen und Dresser:innen sind wieder mal auf der Suche nach irgendwas. Es geht wirklich so viel verloren hier. Ich vermute, irgendwo in einem Bus/LKW oder ganz woanders gibt es ein Paralleluniversum voller vermisster Requisiten dieser Show.
Und mitten in all dem Trubel? Bin ich ruhig. Richtig ruhig. Hab sogar Zeit zum Schreiben. Fast unheimlich.
Also – ab nach Hause, ein bisschen Energie tanken… und dann: weiter geht’s.
Viel Spaß bei der Show noch :-)
Mein Leben im „OFF“
Okay, das ist eigentlich der Titel für ein neues Buch – über das Leben im Fernsehen oder vielmehr das Leben wartend hinter den Kulissen.
Ein Insider-Witz.
Aber wenn man es genauer betrachtet, ist es auch wieder ein unfassbar spannender Titel. Wäre mein Leben ein Drehbuch und würde verfilmt – wie lange stünde ich wohl im „Off“? Also unsichtbar am Rand, konzentriert wartend, bis ich endlich meine Line abfeuern darf.
Und wie wäre euer Film?
Hättet ihr automatisch die Hauptrolle?

Ich meine das ernst. Mir kam wirklich gerade der Gedanke: Muss es eigentlich immer eine Hauptrolle sein?
Klar, es geht um MEIN Leben. Aber beschreibe wirklich ICH mein Leben – oder machen das nicht auch andere? Natürlich machen sie das. Und zwar gewaltig.
Jede einzelne Person mit ihrem ganz persönlichen, subjektiven Blickwinkel.
Theoretisch müsstest DU also nicht mal selbst ans Set, damit ein Film über dich entsteht. Faszinierend.
Ist es im echten Leben nicht auch so? Aktion – Reaktion.
Und manchmal beschreibt die Reaktion auf etwas viel genauer die Aktion selbst, als wenn man sie in allen Details zeigt.
Oh Mann. Herr Ammann schweift wieder ab. Das ist ein Fass ohne Boden.
Aber gut, zurück zum Tag…
Wir hatten frei. Ein wunderschöner, sonniger Tag in Bremen.

Die Jungs und ich wollten losziehen. Ich wollte zu Saturn und einfach ein bisschen schlendern. Die anderen brauchten noch was aus der Drogerie – dm und Rossmann.
Und da musste ich innerlich grinsen. Ich stand also mit den Jungs zusammen im dm. Und wollte unbedingt ein Foto für meine Frau machen.
Drogeriemärkte sind für mich der absolute Albtraum – und jetzt verbringe ich meinen freien Tag in dm UND Rossmann?! Unglaublich.
Und dann… wurde ich zum Opfer.
Ich habe mir tatsächlich Augenpads gekauft. Wegen der Schminke und so… ihr wisst schon. Auch Männer sind eitel.
Aber die Blicke der 99% Mädels, die mich vor diesem Regal stehen sahen – Produkte fürs Gesicht… herrlich.
Ich sage ja immer: Drogeriemärkte sind wie ein Glitch in der Matrix.
Wenn du nicht aufpasst, findest du deine Frau nie wieder. Anleinen!
Aber um fair zu sein: Mir passiert das Gleiche im Baumarkt.
Da brauche ich dann die Leine. Sonst komme ich da nicht mehr raus.

Fazit: Guter Tag.
Gutes Essen, gute Gespräche, viel Gelächter.
Jetzt kommt gleich der Bus, und wir werden das Metropoltheater rocken!
Wir sehen uns!
Euer Jan
Bielefeld
Es war wunderbar! Alle hatten Energie, wir haben gesungen, geschwitzt und unsere letzten Reserven geopfert. Doch jetzt freuen wir uns auf einen Reisetag ohne Abendshow – das bedeutet für uns: ruhen, regenerieren, Wunden lecken (falls vorhanden).
Mittlerweile hat jede*r mindestens eine rote bis blutige Wange – nicht wegen leidenschaftlicher Begrüßungsküsschen, sondern wegen der Mikrofon-Klebepads. Unser heiliger Gral in dieser Misere? Rescue-Creme! Ein kleiner Tipp für die Profis unter euch: Vor dem Aufkleben das Gesicht ordentlich mit rückfettender Creme einschmieren. Dann löst sich der Kleber nach der Show sanfter – und man fühlt sich weniger wie ein abgezogener Prittstift.
Aber kommen wir zu einem echten Highlight: Unsere erste Rezension in einem bekannten Hamburger Blatt! Ein denkwürdiger Moment, nur leider nicht aus den richtigen Gründen. Es ist bedauerlich, dass fundierte Berichterstattung heute so selten ist. Wir haben starke Zweifel, ob der Verfasser dieser journalistischen Glanzleistung tatsächlich anwesend war – weder die Songauswahl noch die genannten Namen stimmten.
Versteht uns nicht falsch: Wir lieben Kritik! Besonders wenn sie konstruktiv ist und uns zeigt, was gut ankommt und wo wir noch glänzen können. Doch leider kann man so eine Rezension nicht ernst nehmen, wenn der Kritiker sich offenkundig nur halbherzig mit dem Programm auseinandergesetzt hat. Aber wir sind nicht nachtragend – so etwas wird einfach auf möglichst weichem Papier ausgedruckt und einem ganz bestimmten, alltäglichen Zweck zugeführt. Man weiß ja nie, wann das 4lagige -Klopapier mal ausgeht. Dann hat der Artikel immerhin noch eine sinnvolle Funktion.
Aber weiter im Text! Bei uns entwickelt sich gerade ein neuer, unerwarteter Trend: Wir schreiben Schlager! Und unser Hauptakteur in dieser musikalischen Revolution? JJ „Großwild“! (Bürgerlich bekannt als Jan-„Justin“ Großfeld, aber wer will schon mit seinem bürgerlichen Namen reich und berühmt werden?)
Die Strategie ist simpel: Wir komponieren, er performt, wir kassieren. Jan bekommt den Ruhm, wir die Tantiemen – ein fairer Deal, oder? Der erste Song ist schon in der Pipeline: „Eine Woche Liebe in London“ – ein absoluter Ohrwurm!
Auch die Fanbase ist bereits im Aufbau: „Die Großwildjäger“ – Zielgruppe: 14 bis 99 Jahre.
Wir sind überzeugt, dass unsere Karriereleiter schneller nach oben klettert als Bitcoin die Hunderttausend-Marke knackt. Vielleicht ein eigener Meme-Coin? $JJGROSSWILD, so wie es das „Hawk-Tuah-Girl“ vorgemacht hat? Die Möglichkeiten sind grenzenlos!
Das einzige Problem? Jan weiß noch nichts von seinem Glück. Aber so ist das im Musikgeschäft: Manchmal muss man zum Erfolg gezwungen werden.
Hamburg - Sonne – und der erste April.
Was soll ich da noch sagen?
Finde den Fehler!
Ich habe schon einmal in Hamburg gearbeitet. Am Theater an der Elbe.
Sonne? Nie gesehen.
Dafür Kamikaze-Möwen, die ihren Futterneid mit akrobatischen Flugmanövern zum Ausdruck brachten.
Wie oft habe ich mir damals gewünscht, mal eine zu erwischen, meinen ultra-dicken Edding aus der Tasche zu ziehen und sie schwarz-weiß anzumalen – wie eine diebische Elster. Aus Rache. Weil mein Essen viel zu oft Flügel bekam.
Vielleicht lag meine trübe Sicht auf Hamburg aber auch an meiner unglücklichen Zeit dort – und an meiner Kellerwohnung ohne Tageslicht, die mir eher ein dumpfes, nebliges Gefühl gegeben hat.
Als wäre ich eine alte Analogkamera, die die richtige Balance zwischen Verschlusszeit, Blende und ISO einfach nicht hinbekommt.
Ständig unterbelichtet.
Umso schöner ist es, dass Hamburg sich dieses Mal anscheinend auf uns gefreut hat. Nicht nur das Wetter hat uns angelacht – sondern auch ein Publikum, das völlig frei und schwerelos mit uns gefeiert hat.
Wahnsinn!
Was für ein Publikum!
Und dann auch noch in diesem historisch bedeutsamen Theater. Mein Herz hüpfte jedes Mal, wenn ich Pumba und Timon aus dem Augenwinkel erkannte.
So viel Liebe zum Detail.
Die Antilopen.
Die Elefanten.
Die Masken.
So viele tolle Bilder.
Und ich?
Ich habe es bis heute nicht geschafft, mir diese Show anzusehen.
Ironie des Schicksals.
Dabei würde Scar eigentlich in mein Rollenprofil passen wie der Deckel auf den Topf.
Aber ich bin eher Mufasa. Und meine Sarabi wartet in Köln – mit unseren wunderbaren Simbas.
Und das ist das größte Geschenk des Lebens. Danke, liebes Universum.
Auf nach Bielefeld – hoffentlich ohne Schießerei.
Jetzt rollt der Bus weiter nach Bielefeld. Hoffentlich ohne Actionfilm-Szenario wie im letzten Jahr.
Der Tank ist voll, wir sind motiviert, und die Stimmung ist top.
Bis jetzt hatte jedes Hotel ein Gym, also konnte ich mich zwischendurch ein bisschen austoben.
Heute war es:
Spinning-Rad.
Kurzhanteln.
Und ein paar knackige Einheiten am Boxsack.
Jab. Hook. Hook. Jab. Rechte Gerade.
Langsam anfangen, den Rhythmus finden, Deckung oben lassen – und schon ist man klatschnass geschwitzt.
Ich lieb’s.
Daddy-Gang im Tourbus
Ich freue mich auf Bielefeld.
Ich freue mich aber auch darauf, bald wieder näher bei meiner Familie zu sein.
Nach Bremen geht es Richtung NRW – und dann kann ich meine Liebsten endlich wieder in die Arme schließen. ❤️
Was mir dieses Jahr besonders gut gefällt: Es sind echt einige Papis mit auf Tour.
Wir sitzen alle hinten im Bus – und reden über nichts anderes. Das ein oder andere Tränchen ist auch schon geflossen. Die Daddys aus der letzten Reihe halten zusammen.
Ich sende euch einen lieben Gruß aus dem Bus! 🫶🏻

Lehm auf der Töpferscheibe
Wow, Lingen war echt großartig!
Der „Zug“ nimmt Fahrt auf – immer mehr Dinge auf und hinter der Bühne greifen ineinander. Das ist gut. Das ist wichtig.
Wie beim Singen müssen viele Abläufe erst ins Unterbewusstsein „verschoben“ werden. Heißt auf gut Deutsch: Man muss nicht mehr aktiv darüber nachdenken.
Und da sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema:
Das unbewusste Bewusstsein.
C.G. Jung hat einmal gesagt:
“Bevor wir uns das Unbewusste bewusst machen, wird es unser Leben kontrollieren – und wir werden es Schicksal nennen.”
Er hat so recht.
Vieles in unserem Leben passiert gar nicht mehr im Jetzt.
Gerade einmal 5 % unserer Handlungen und Entscheidungen treffen wir bewusst – die restlichen 95 % laufen nach Mustern ab, die tief in unserem Unterbewusstsein gespeichert sind.

Nun ist es spannend, sich dieses Modell mal genauer anzuschauen:
Wir Menschen sind wahre Meister im Bewerten und Berechnen.
Unser Gehirn liebt es, sich die Arbeit zu erleichtern – neue Dinge zu durchdenken ist anstrengend, also greifen wir lieber auf alte Erfahrungen zurück.
Das spart Zeit.
Das macht das Leben einfacher.
Das macht das Leben aber auch komplizierter.
Denn hier kommt die entscheidende Frage: Ist jede Bewertung aus der Vergangenheit wirklich noch relevant für neue Situationen in unserem Leben? Was, wenn wir uns damals einfach geirrt haben?
Schließlich sind wir Menschen.
Wir sind das perfekte Beispiel für Fehlbarkeit.
Das lehrt uns nicht nur die Bibel – das lehrt uns auch das Leben selbst.
Also sollten wir uns hin und wieder die Zeit nehmen, unsere alten Überzeugungen noch einmal zu hinterfragen. Manche Urteile, die wir gefällt haben, verdienen vielleicht eine zweite Chance. Vielleicht wäre unsere Sicht auf die Dinge heute eine andere.
Das sagt sich jetzt natürlich leicht – hier hinten, auf der Rückbank des Tourbusses.
Doch auch für mich ist das nicht einfach.
Singen und das Umdenken
Beim Singen ist es genau dasselbe.
Ich muss ständig an meiner Technik arbeiten.
Und sie ist noch weit entfernt von meinem persönlichen Ideal.
Vielleicht sollte ich sogar einige meiner abgespeicherten Abläufe in der Gesangstechnik neu überdenken?
Vielleicht würde mich das tatsächlich noch besser machen?
Vielleicht wäre es dann plötzlich einfacher, ein „U“ oder „I“ auf einem hohen A zu singen?
Vielleicht liegt mein Stimmübergang gar nicht bei E, F und Fis – sondern tiefer oder höher?
Wer weiß?
Bleibt offen
Was ich damit sagen will:
Bleibt offen.
Legt euch nicht immer sofort fest.
Urteilen ist einfach.
Offenbleiben ist eine Kunst.
Aber eines ist dabei wichtig:
Verliert euer Zentrum nicht.
Denn wenn ihr wirklich in euch ruht, dann seid ihr wie Lehm auf der drehenden Töpferscheibe.
Solange ihr in der Mitte bleibt, wird euch die Rotationskraft nicht zerreißen.
Ihr könnt euer Leben formen – zu einem wunderschönen Gefäß.
Gefüllt mit reflektiertem Denken.
Und vor allem mit einer Sache, die wirklich zählt:
GANZ. VIEL. LIEBE.
Hamburg, wir kommen!
Mal schauen, wie lange mein Lehm heute in der Mitte bleibt. 😂
Halleluja!!!
Es ist vollbracht – wir hatten Premiere in der Buderus Arena in Wetzlar!

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit und Kraft so eine Probenzeit kostet. Es fängt schon mit der Vorbereitung zu Hause an. Dort sucht man sich kleine Inseln der Ruhe, während der „Familienbetrieb“ auf Hochtouren läuft.
Das Problem, wenn man kleine Kinder hat? Selbst wenn sie um kurz nach 19 Uhr im Bett sind, ist man selbst absolut „streichfähig“ und hat die Energie eines leer gelaufenen Akkus. Lisa und ich haben schon seit einiger Zeit aufgehört, Fernsehen zu schauen. Es geht einfach nicht mehr… und es gibt einfach wichtigere Dinge, die auf der Agenda stehen.
Sobald sich die Texte und die Musik langsam im Kopf verankern, geht es auch schon in die Proben. Eine Autostunde entfernt, in einer Tanzschule, versammelt sich die Cast. Man lernt sich kennen.
Und mein persönlicher Endgegner?
Das Fremdeln.
Ich brauche immer meine Zeit, um mich an neue Umstände zu gewöhnen. Und jedes Mal, wenn ich das erwähne, ernte ich ungläubige Blicke.
“Aber du bist doch Musicaldarsteller? Da musst du es doch lieben, unter deinesgleichen zu sein?”
Ja, stimmt. Aber wenn man hochsensibel ist, dauert das eben. Ich muss die Energien um mich herum erst einordnen. Ich brauche Zeit, um mir von jedem Kollegen ein Bild zu machen, damit ich mich wirklich fallen lassen kann.
“Aha, also ein Darsteller, der Probleme hat, mit anderen Menschen zu arbeiten… das ist ja strange.”
Mag sein. Aber sobald dieser Prozess abgeschlossen ist und ich mich sicher fühle – dann fängt der Spaß an!
Generell habe ich Probleme mit Menschenmengen. Sie überfordern mich.
“Aber warum stehst du dann auf der Bühne? Vor zigtausend Menschen im Publikum?”
Ganz einfach: Sobald ich meine Rolle erarbeitet habe, habe ich Ruhe auf der Bühne. Ich habe Ruhe in der Figur, folge einfach nur ihrem Handeln – und kann den introvertierten Jan Ammann hinter mir lassen.
Überlebenskampf in der Tanzschule
Die ersten Proben fanden in einer Tanzschule in Oberhausen statt.
Die Füße qualmen, die Knie schmerzen, und Schlaf? VÖLLIG überbewertet.
• 10:00 – 18:00 Uhr
• 9:00 – 18:00 Uhr
• Tag ein, Tag aus.
• Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal.
AUA.
Und ich sag’s euch… ich bin froh, dass ich NICHT vom Tanz komme!
Was die Jungs und Mädels während der Probenzeit einstecken müssen – oida! Heftig.
Mein persönlicher Endgegner (neben dem Fremdeln)? Der Tanzspiegel. Ein äußerst wichtiges Utensil zur Korrektur von Haltung und Technik.
Da stehe ich nun – mitten unter all den grazilen Tänzern.
100 kg schwer und beweglich wie eine 400 Jahre alte Eiche bei Windstärke 2.
Ich bin zwar biegsam und habe einen erstaunlichen „Stretch“, aber das war’s dann auch mit meinem Tanztalent.
Ich liebe es, Tänzern zuzuschauen, und wie sehr würde ich mir wünschen, das auch zu können! Aber meine innere Stimme und die Koordination sagen mir ganz klar: “Bruder, das wird nix.”
Gut, man soll ja nie sagen, dass man etwas nicht kann. Man sollte immer ein „noch“ hinzufügen. Also: Ich kann das noch nicht.
Aber realistisch betrachtet habe ich den Zenit einer Tänzerkarriere wohl um zwei Dekaden verpasst. Dazu kommt mein eigener Hang zum Bodyshaming, der sein Übriges tut, um das Gefühl vor diesem ominösen Spiegel nicht gerade zu verbessern.
“Ich bin Benjamin Blümchen, und alle anderen sind Otto.”
Das Licht am Ende des Tunnels
Aber auch diese Qual ging vorbei! Irgendwann war der Spiegel weg, und wir durften in der Bühnenkulisse weiterproben.
In Kostümen.
In feinem Zwirn.
Schon besser.
Mit Band.
Mit Licht.
Mit Gefühl.
Schon VIEL besser.
Wenn man bedenkt, dass diese Show nur so kurz geprobt wurde, lässt das erahnen, dass wirklich alle Beteiligten absolute Vollprofis sind. (Meine Tanzkünste mal außer Acht gelassen.)
Es ist also vollbracht.
Die Proben sind überstanden, und nun kommt der Teil, der Spaß macht – aber auch viel Disziplin abverlangt:
• Energie verwalten.
• Auf sich achten.
• Gut essen. (Meine Spezialität.)
• Sport.
• Regelmäßiger Kontakt mit dem echten Leben. (Familie.)
• Seelische Gesundheit bewahren.
Also: Haltet uns die Daumen und freut euch auf diese Show! Sie ist besonders.
Als ich die Bühne und all ihre technischen Details zum ersten Mal sah, kam mir ein Satz in den Kopf – und purzelte direkt aus meinem Mund:
„Das ist definitiv ein LEVEL UP!“
Freut euch drauf.
Bussi aus dem Bus,
euer Jan
Bei welcher Show bist du dabei?
Mannheim
München
Füssen
Düren
You can vote for more than one answer.
Lieber Jan,
Hochsensibilität ist ein Fluch, aber auf der anderen Seite auch ein Segen. Auch ich habe sehr lange gebraucht um das zu erkennen.
Heute möchte ich diese Seite an mir allerdings auch nicht mehr missen. Es macht uns zu empathischen und liebevollen Menschen, die andere Menschen anziehen (auch aufgrund ihrer Authentizität). Die Menschen rücken uns zu dicht heran und sind zu laut, zu Reizüberflutend. Wenn es uns schlecht geht, geht es uns richtig schlecht, aber auch die schönen Momente können wir viel mehr genießen und viel mehr daraus mitnehmen, als ein „normal“ Fühlender.
Es kostet viel Kraft und Energie und wir brauchen deutlich mehr Ruhe als andere und manchmal haben wir Phasen, wo wir einfach nichts mehr spüren können.…
Lieber Jan,
Deinen Blog zu lesen (ich gebe zu, ich habe ihn erst heute zu Ende gelesen) war sehr vielschichtig, von den Eindrücken eines Tourlebens, über Deine sehr persönlichen Eindrücke und berührenden Empfindungen, die Du beschrieben hast, bis hin zu dem „noch-nicht-Moment“, der mich wieder hat Lachen lassen. Was man vielleicht nur versteht, wenn man im Kölner Keller war… 😉
Auf jeden Fall hat Dein Blog meine Sicht auf Euren/Deinen Alltag deutlich erweitert. Ich habe die Shows in Duisburg und Bochum gesehen und kann Dir sagen, selbst wenn es nicht perfekt gewesen sein sollte, hat man es Dank Eurer Professionalität und Eurer Spielfreude nicht bemerkt. 😊
Ich wünsche Dir jetzt eine gute, schnelle Regeneration, eine schöne Zeit mit Deiner Familie…
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich jeder einzelne Blogeintrag auch dieses Jahr wieder berührt hat. Einfach nur „Danke“ von ganzem Herzen. Nun wünsche ich dir, dass es Momente der Ruhe für dich und deine Lieben geben wird, damit einander nah sein könnt und euch gegenseitig stützen könnt. Familie ist so wichtig für die Seele.
Ich danke auch für die ganz wundervollen Konzerte, die ich bis jetzt in diesem Jahr erleben durfte und freue mich so sehr auf die, die ich noch erleben werden. Pass auf dich und deine Lieben auf 💞
Dear Jan,
As you can see, I am a fan from China. Through some reviews of titgs 25 shared on little red book, I noticed your absence in the performances in the last few shows... I didn't expect that such an unfortunate thing had happened. I hope you are doing well now.
During this tour, as soon as you publish a new blog, I will read it quickly and leave a comment to express my support for you. Although you won't be in titgs tour next year, there are new plays, new schedules, new adventures, and new audiences waiting for you ahead. To commemorate your performance in titgs this year (although I didn't watch it, many of my friends did,…
WOW Jan! Deine Worte zeigen, wie sehr dir das Leben unter die Haut geht. Wer so schreibt, kämpft nicht gegen etwas... sondern dafür, endlich auch "hinter den Kulissen" atmen zu dürfen. Du bist vielleicht "anders", aber vor allem bist du ehrlich. Und das berührt. Danke, dass du teilst, was viele nicht mal fühlen können.
Ich hab dir das auch in deiner Story geschrieben… und gemerkt, dass du’s dort wahrscheinlich nie lesen wirst... 🙈
Aber ich wollte nicht, dass es ungesagt bleibt.
Darum – hier. Weil es gesagt werden MUSSTE.