"THIS IS THE GREATEST SHOW" - Tour Diary 2025
- Jan Ammann
- Mar 30
- 16 min read
Updated: 1 day ago
On the road again. Eindrücke und Gedanken eines Reisenden.

Der Zirkus geht weiter
Wir sind unterwegs nach Nürnberg.
Schön war’s in Stuttgart.
Es ist wirklich krass, wie schnell man aus dem Familienidyll wieder in die Wirklichkeit geworfen wird.
Julius fängt an zu laufen – und jeder Schritt ist für ihn ein Abenteuer.
Ich wünschte, ich könnte in seinen Kopf schauen.
Ein Dasein voller Gefühle, ohne Worte.
Ohne Schubladen, ohne Bewertung.
Ein Ort, den wir, je älter wir werden, fast göttlich empfinden.
Frei von Begriffen. Voller Sein.
Spannend, wie das Neue Testament sagt: „Am Anfang war das Wort.“
Ich glaube fast, da beginnt schon das Missverständnis.
Ein kleiner Fehler mit weitreichenden Folgen. Denn mit dem Wort kamen Deutungen, Trennungen, Lager. Und leider auch Konflikte.
Im Alten Testament wird Gott mit JHWH bezeichnet. Yahweh.
„Ich bin, der ich bin. Und der ich sein werde.“
Wenn wir die Augen schließen
und die Welt still werden lassen –
dann atmen wir ein
…und aus.
JH…
…WH.
Yah – weh.
Wenn wir geboren werden – ya.
Wenn wir gehen – weh.
Gott ist der Atem.
Der Impuls.
Der erste Klang und der letzte.
Ein Wunder, das wir nicht begreifen.
Ein Zyklus, der uns verbindet.
Und da ist dieser kleine Knirps mit seinem Lächeln – so nah an der Schöpfung, dass es einem das Herz zerspringen lässt. So schön.
Leon hat sich in der Heimatpause einfach aufs Rad gesetzt –
und fährt los.
Mit Pedalen.
Ganz allein.
Verrückt, was in einer Woche alles passieren kann.
Die Welt ist voller Wunder.
Überall.
Jetzt also Nürnberg.
Gestern war die Show im Apollo Theater. Und sie lief wirklich großartig.
Es macht immer noch Freude.
Die Reaktionen. Besonders die, die man nicht greifen kann.
Diese Verbindung zu einem unsichtbaren Organ namens Publikum.
Wenn da plötzlich ein Kontakt entsteht – nicht erklärbar, aber spürbar.
Energie. Gegenseitigkeit.
Nicht selbstverständlich.
Und ich bin dankbar.
Für genau solche Momente.
Für diese Beziehung zwischen Künstler und Zuschauer.
Ein Geschenk. Immer wieder.
Die Nacht war gut.
Ein Segen – denn nach einer Pause ist der Körper erstmal im Umstellungsmodus.
Normalerweise sind Lisa und ich um 21:30 Uhr längst im Tal des Schweigens angekommen.
Ein kurzes Kopfnicken.
Und dann: ab in die Koje.
Jetzt sitze ich hier mit Augenpads (der Verlegenheitskauf aus dem DM in Bremen) auf der Rückbank.
Draußen Frühlingsexplosion –
die Pollen schlagen zu, obwohl ich gar kein Allergiker bin.
Die Natur feiert.
Und ich bin wieder mittendrin.
Auf bald.
Mit Liebe.
Jan.
Life is a cabaret
Heute war es wieder soweit:
Die Reise von Köln nach Berlin – zum Highlight Berlins: dem Friedrichstadt-Palast.

Und da kommen wir auch direkt zum ersten Problem:
Die Reise mit der Deutschen Bahn.
Es ist wirklich zum Verzweifeln.
Wie soll man jemals Vertrauen fassen, dass man auch nur annähernd pünktlich zur Arbeit kommt?
Wenn sogar die Bahn selbst wirbt mit: „Wenn’s mal nicht klappt, nehmen Sie einfach den nächsten Zug". Dann klingt das zwar blumig, fast freundlich, aber wenn dein Zeitfenster dabei langsam implodiert, ist das alles andere als poetisch.
Hinzu kam ein Fahrgast, der mich in der Ruhezone darauf hinwies, dass ich bitte still sein solle, während ich meinem Arbeitgeber gerade mitteile, ob und wann ich überhaupt noch auftauche. Hätte jener Herr sein Manager-Handbuch, das demonstrativ vor ihm lag, wirklich gelesen, dann hätte er vielleicht verstanden, dass Wachstum und Erfolg immer auch auf einer einzigen Grundregel beruhen:
Freundlichkeit, Empathie.
Oder vielleicht war er einfach empört, dass ein Endvierziger mit Baggy Pants und gelbem Rucksack es wagte, sich in die erste Klasse zu setzen.
Nun ja.
Karma regelt.
Denn wie schön – nur wenig später telefonierte er selbst (ich tippe er war Ende 60) und musste seiner schwerhörigen Mutter lautstark erklären, dass der Zug verspätet ist. Er musste sich ständig wiederholen, lauter und lauter.
In der Ruhezone .. welch Frevel!!!
Ein kleiner, innerer Reichsparteitag bei mir. Unkommentiert natürlich.
Ich habe ja Manieren.
Und sein Buch habe ich übrigens auch gelesen.
„How to become a winner“— well not this way, I promise.
Ich schlage lieber „The 1% Method“ vor von James Clear. Ein Leckerbissen fürs Leben.
Karma, Baby. I love it.
Ich kam rechtzeitig an.
Zwar kein Check-in im Hotel mehr, aber pünktlich zur Probe.
5:30 Uhr begann mein Tag.
23:07 Uhr war Feierabend.
Und was soll ich sagen?
Berlin, du Perle!
Es ist immer etwas Besonderes, in diesem altehrwürdigen Theater zu singen.
Das Berliner Publikum – unglaublich. Offen, ehrlich, präsent. Ich hatte richtig Spaß. Und es tat gut, trotz der langen Anreise, Teil eines so schönen Abends zu sein.

Wir haben ein tolles Team.
Jeder unterstützt jeden.
Ich liebe das. Eine kleine Zirkusfamilie.
Jetzt sitze ich beglückt vom Vorabend im Bus nach Leipzig und freue mich auf das „Venedig des Ostens“. Was für eine Stadt!
Hier habe ich mein Herz verloren – und mein Herz gefunden:
Die MuKo.
Dr. Schiwago.
Und meine Frau Lisa.
Mit der ich zwei wunderbare Jungs großziehen darf.
Das Leben ist schön.
Vor allem, wenn man weiß, dass alles darin Ups and Downs hat. Und dass manche Krisen sich rückblickend als Geschenke entpuppen, die uns das Leben noch bewusster genießen lassen.
Ich schau gerade auf ein Foto.
Lisa hat’s mir geschickt.
Sie sind im Zoo – Dino-Ausstellung.
Familie wohlauf.
Daddy ist happy.
Ein Drücker aus dem Bus.
Euer Jan.
Ballett im Kopf
Ein weiser Mann hat mal gesagt:
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
~ Søren Kierkegaard
Unsere Seele – besonders die eines Sängers – ist, sagen wir mal… ein zartes Wesen.
Ständig auf der Bühne, ständig im Rampenlicht, ständig exponiert. Da ist es kein Wunder, dass sich das Innenleben manchmal anfühlt, wie ein Kartenhaus bei Windstärke 8.
Man steht da, seelisch quasi nackig vorm Publikum. Mal getragen von Euphorie – der eigenen und der des Publikums – und dann wieder zerrissen vom inneren Zensor, der mit kritischem Blick murmelt: „Na ja… geht so.“
Dieser Grat, auf dem man balanciert, ist schmal. Richtig schmal.
Und „Sei einfach du selbst“ oder „Don’t worry“ helfen da leider gar nicht mehr.
Wie kommt man also durch so eine Durststrecke der Selbstliebe?
Spoiler: Es ist verdammt schwer.
Mir ging’s die letzten Tage genau so.
Ausgerechnet ich – der immer von Positivität spricht, sie predigt und anpreist wie den Alleskönner-Thermomix – fühlte mich plötzlich… gar nicht mehr so locker.
Der Grund?
Erschöpfung.
Zwischen den Shows Termine, zu wenig Schlaf, zu viel alles.
Meine „Whoop“ – die ich mittlerweile nicht mehr trage – hätte wahrscheinlich nur noch geschrien: „Du bist im roten Bereich, du musst dich erholen!“
Aber manchmal geht’s halt nicht anders.
Ein wichtiger Fototermin stand an (mehr dazu bald – stay tuned).
Also schleppe ich mich, übernächtigt und durchgebraten, auf die Bühne.
Und dann passiert etwas, das selten vorkommt:
ANGST.
Komm ich durch die Show?
Schaff ich das?
Stimmlich war alles da – aber mein Körper? Wenn er ein Gesicht gehabt hätte, hätte es ausgesehen wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
Die Show lief. Gut sogar.
Aber ich fühlte mich ein paar Mal „wackelig“. Mein Körper schien nicht mehr ganz mitzumachen.
Aber war’s wirklich der Körper?
Nein.
Es war mein Kopf.
Der wollte alles kontrollieren. Jeden Ton, jede Phrase, jede Geste.
Und genau da liegt der Fehler.
Singen ist zwar auch Kontrolle – aber im Moment der Performance heißt es:
Loslassen. Die Jahre an Training ihre Arbeit machen lassen. Reinfallen in die Rolle, sich freispielen.
Aber mein innerer Zensor hatte an diesem Tag wohl Extraschichten gebucht.
Er blockierte alles.
Und das Dumme ist:
Nach so einer Show schüttelt man das nicht einfach ab.
Frankfurt war toll – objektiv gesehen – aber ich war erstmal komplett durch.
Den ganzen freien Tag saß ich zu Hause… und war komplett neben der Spur.
Fazit:
Singen ist wie Ballett im Kopf.
Und als wäre das nicht schon schwer genug, tanzen wir auf einem Boden aus Glasscherben.
„Verletz dich nicht!“ ruft die Angst.
Dabei sind diese Scherben – Überraschung! – nichts anderes als die zerbrochenen Fragmente dieser Angst selbst. Und die existieren… nur in deinem Kopf.
Wenn ich mit dem Snowboard durch den Wald brettere, hab ich zwei Optionen:
Option 1: „Vorsicht! Die Bäume! Nicht dagegen fahren!“
Option 2: „Fokussier dich auf den Weg. Nicht auf die Bäume.“
Hannover wird ohne mich stattfinden.
Ich bin bei meiner Familie und wünsche Robert, Arvid und dem gesamten Cast eine fulminante Show!
Ihr seid der Hammer! Liebe geht raus!!
Die Mini-Pause kommt wie gerufen.
Ich tanke gerade auf.
Ganz liebe Grüße.
Der Jan
Verschnaufpause in Duisburg
Grüße aus der kurzen Verschnaufpause zwischen zwei Wirbelstürmen – alias: Akt 1 und Akt 2
Die Tour läuft, das Publikum in Duisburg hat uns direkt am ersten Tag mit offenen Armen (und großen Augen) empfangen – was für ein Auftakt! Die Stimmung ist grandios, die Show kommt richtig gut an, und wir freuen uns wie Bolle.
Was mich besonders beeindruckt: Alle hier sind diszipliniert wie eine Schweizer Uhr. Kein Drama im Off, sondern Achtsamkeit, Routine und ganz viel Eigenverantwortung für Körper, Geist und Stimme. Ich dachte ja lange, meine Angewohnheit, mich nach der Show brav ins Hotelzimmer zu verziehen, wäre ein Altersphänomen.
So à la: „Früher war ich wild, heute bin ich wild entschlossen” Aber nein – stimmt nicht! Ich war schon immer so. Nur inzwischen nehme ich’s einfach bewusster wahr.
Auch unsere „Küken“ – also der frische Wind auf der Bühne – gehen mit sich um, als wären sie bereits zehn Jahre im Zen-Kloster gewesen. Ein Trend, den ich ehrlich gesagt ziemlich cool finde. In einer Welt, die sich täglich ein bisschen mehr ins Chaos wirbelt, ist eine gut gepflegte Routine wie ein innerer Anker im Sturm.
Ich war kurz zu Hause – und heute Abend darf ich nochmal heim. Und ach… dieses Gefühl, einfach da zu sein. Bei der Familie. Kein Spektakel, kein Bühnenlicht, einfach Alltag in seiner schönsten Form. Ich sag’s ganz unironisch: Dankbarkeit pur.
Sich bewusst für den Moment zu entscheiden – wirklich reinzuspüren – ist vielleicht keine olympische Disziplin, aber definitiv eine kleine Lebenskunst.
Gerade sitze ich hier in der Pause auf meinem Stuhl, in roten Schuhen, lässig gewandet in meinen „&Julia“-Look. Um mich herum ein Schauspiel jenseits des Bühnenvorhangs: Eine Päpstin ohne Perücke schlendert vorbei (sehr modern), JJ trägt ein gewagtes Outfit in Violett trifft Rot (mutig, modisch, vielleicht illegal), Robert stolz im Bademantel wie ein russischer Zarengeist, Melissa sieht aus wie Barbie, die man gerade aus ihrer Mattel-Plastik-Verpackung gerissen hat. Sie glitzert in gold, sieht aber in diesem Moment etwas verloren aus und unsere Schneider:innen und Dresser:innen sind wieder mal auf der Suche nach irgendwas. Es geht wirklich so viel verloren hier. Ich vermute, irgendwo in einem Bus/LKW oder ganz woanders gibt es ein Paralleluniversum voller vermisster Requisiten dieser Show.
Und mitten in all dem Trubel? Bin ich ruhig. Richtig ruhig. Hab sogar Zeit zum Schreiben. Fast unheimlich.
Also – ab nach Hause, ein bisschen Energie tanken… und dann: weiter geht’s.
Viel Spaß bei der Show noch :-)
Mein Leben im „OFF“
Okay, das ist eigentlich der Titel für ein neues Buch – über das Leben im Fernsehen oder vielmehr das Leben wartend hinter den Kulissen.
Ein Insider-Witz.
Aber wenn man es genauer betrachtet, ist es auch wieder ein unfassbar spannender Titel. Wäre mein Leben ein Drehbuch und würde verfilmt – wie lange stünde ich wohl im „Off“? Also unsichtbar am Rand, konzentriert wartend, bis ich endlich meine Line abfeuern darf.
Und wie wäre euer Film?
Hättet ihr automatisch die Hauptrolle?

Ich meine das ernst. Mir kam wirklich gerade der Gedanke: Muss es eigentlich immer eine Hauptrolle sein?
Klar, es geht um MEIN Leben. Aber beschreibe wirklich ICH mein Leben – oder machen das nicht auch andere? Natürlich machen sie das. Und zwar gewaltig.
Jede einzelne Person mit ihrem ganz persönlichen, subjektiven Blickwinkel.
Theoretisch müsstest DU also nicht mal selbst ans Set, damit ein Film über dich entsteht. Faszinierend.
Ist es im echten Leben nicht auch so? Aktion – Reaktion.
Und manchmal beschreibt die Reaktion auf etwas viel genauer die Aktion selbst, als wenn man sie in allen Details zeigt.
Oh Mann. Herr Ammann schweift wieder ab. Das ist ein Fass ohne Boden.
Aber gut, zurück zum Tag…
Wir hatten frei. Ein wunderschöner, sonniger Tag in Bremen.

Die Jungs und ich wollten losziehen. Ich wollte zu Saturn und einfach ein bisschen schlendern. Die anderen brauchten noch was aus der Drogerie – dm und Rossmann.
Und da musste ich innerlich grinsen. Ich stand also mit den Jungs zusammen im dm. Und wollte unbedingt ein Foto für meine Frau machen.
Drogeriemärkte sind für mich der absolute Albtraum – und jetzt verbringe ich meinen freien Tag in dm UND Rossmann?! Unglaublich.
Und dann… wurde ich zum Opfer.
Ich habe mir tatsächlich Augenpads gekauft. Wegen der Schminke und so… ihr wisst schon. Auch Männer sind eitel.
Aber die Blicke der 99% Mädels, die mich vor diesem Regal stehen sahen – Produkte fürs Gesicht… herrlich.
Ich sage ja immer: Drogeriemärkte sind wie ein Glitch in der Matrix.
Wenn du nicht aufpasst, findest du deine Frau nie wieder. Anleinen!
Aber um fair zu sein: Mir passiert das Gleiche im Baumarkt.
Da brauche ich dann die Leine. Sonst komme ich da nicht mehr raus.

Fazit: Guter Tag.
Gutes Essen, gute Gespräche, viel Gelächter.
Jetzt kommt gleich der Bus, und wir werden das Metropoltheater rocken!
Wir sehen uns!
Euer Jan
Bielefeld
Es war wunderbar! Alle hatten Energie, wir haben gesungen, geschwitzt und unsere letzten Reserven geopfert. Doch jetzt freuen wir uns auf einen Reisetag ohne Abendshow – das bedeutet für uns: ruhen, regenerieren, Wunden lecken (falls vorhanden).
Mittlerweile hat jede*r mindestens eine rote bis blutige Wange – nicht wegen leidenschaftlicher Begrüßungsküsschen, sondern wegen der Mikrofon-Klebepads. Unser heiliger Gral in dieser Misere? Rescue-Creme! Ein kleiner Tipp für die Profis unter euch: Vor dem Aufkleben das Gesicht ordentlich mit rückfettender Creme einschmieren. Dann löst sich der Kleber nach der Show sanfter – und man fühlt sich weniger wie ein abgezogener Prittstift.
Aber kommen wir zu einem echten Highlight: Unsere erste Rezension in einem bekannten Hamburger Blatt! Ein denkwürdiger Moment, nur leider nicht aus den richtigen Gründen. Es ist bedauerlich, dass fundierte Berichterstattung heute so selten ist. Wir haben starke Zweifel, ob der Verfasser dieser journalistischen Glanzleistung tatsächlich anwesend war – weder die Songauswahl noch die genannten Namen stimmten.
Versteht uns nicht falsch: Wir lieben Kritik! Besonders wenn sie konstruktiv ist und uns zeigt, was gut ankommt und wo wir noch glänzen können. Doch leider kann man so eine Rezension nicht ernst nehmen, wenn der Kritiker sich offenkundig nur halbherzig mit dem Programm auseinandergesetzt hat. Aber wir sind nicht nachtragend – so etwas wird einfach auf möglichst weichem Papier ausgedruckt und einem ganz bestimmten, alltäglichen Zweck zugeführt. Man weiß ja nie, wann das 4lagige -Klopapier mal ausgeht. Dann hat der Artikel immerhin noch eine sinnvolle Funktion.
Aber weiter im Text! Bei uns entwickelt sich gerade ein neuer, unerwarteter Trend: Wir schreiben Schlager! Und unser Hauptakteur in dieser musikalischen Revolution? JJ „Großwild“! (Bürgerlich bekannt als Jan-„Justin“ Großfeld, aber wer will schon mit seinem bürgerlichen Namen reich und berühmt werden?)
Die Strategie ist simpel: Wir komponieren, er performt, wir kassieren. Jan bekommt den Ruhm, wir die Tantiemen – ein fairer Deal, oder? Der erste Song ist schon in der Pipeline: „Eine Woche Liebe in London“ – ein absoluter Ohrwurm!
Auch die Fanbase ist bereits im Aufbau: „Die Großwildjäger“ – Zielgruppe: 14 bis 99 Jahre.
Wir sind überzeugt, dass unsere Karriereleiter schneller nach oben klettert als Bitcoin die Hunderttausend-Marke knackt. Vielleicht ein eigener Meme-Coin? $JJGROSSWILD, so wie es das „Hawk-Tuah-Girl“ vorgemacht hat? Die Möglichkeiten sind grenzenlos!
Das einzige Problem? Jan weiß noch nichts von seinem Glück. Aber so ist das im Musikgeschäft: Manchmal muss man zum Erfolg gezwungen werden.
Hamburg - Sonne – und der erste April.
Was soll ich da noch sagen?
Finde den Fehler!
Ich habe schon einmal in Hamburg gearbeitet. Am Theater an der Elbe.
Sonne? Nie gesehen.
Dafür Kamikaze-Möwen, die ihren Futterneid mit akrobatischen Flugmanövern zum Ausdruck brachten.
Wie oft habe ich mir damals gewünscht, mal eine zu erwischen, meinen ultra-dicken Edding aus der Tasche zu ziehen und sie schwarz-weiß anzumalen – wie eine diebische Elster. Aus Rache. Weil mein Essen viel zu oft Flügel bekam.
Vielleicht lag meine trübe Sicht auf Hamburg aber auch an meiner unglücklichen Zeit dort – und an meiner Kellerwohnung ohne Tageslicht, die mir eher ein dumpfes, nebliges Gefühl gegeben hat.
Als wäre ich eine alte Analogkamera, die die richtige Balance zwischen Verschlusszeit, Blende und ISO einfach nicht hinbekommt.
Ständig unterbelichtet.
Umso schöner ist es, dass Hamburg sich dieses Mal anscheinend auf uns gefreut hat. Nicht nur das Wetter hat uns angelacht – sondern auch ein Publikum, das völlig frei und schwerelos mit uns gefeiert hat.
Wahnsinn!
Was für ein Publikum!
Und dann auch noch in diesem historisch bedeutsamen Theater. Mein Herz hüpfte jedes Mal, wenn ich Pumba und Timon aus dem Augenwinkel erkannte.
So viel Liebe zum Detail.
Die Antilopen.
Die Elefanten.
Die Masken.
So viele tolle Bilder.
Und ich?
Ich habe es bis heute nicht geschafft, mir diese Show anzusehen.
Ironie des Schicksals.
Dabei würde Scar eigentlich in mein Rollenprofil passen wie der Deckel auf den Topf.
Aber ich bin eher Mufasa. Und meine Sarabi wartet in Köln – mit unseren wunderbaren Simbas.
Und das ist das größte Geschenk des Lebens. Danke, liebes Universum.
Auf nach Bielefeld – hoffentlich ohne Schießerei.
Jetzt rollt der Bus weiter nach Bielefeld. Hoffentlich ohne Actionfilm-Szenario wie im letzten Jahr.
Der Tank ist voll, wir sind motiviert, und die Stimmung ist top.
Bis jetzt hatte jedes Hotel ein Gym, also konnte ich mich zwischendurch ein bisschen austoben.
Heute war es:
Spinning-Rad.
Kurzhanteln.
Und ein paar knackige Einheiten am Boxsack.
Jab. Hook. Hook. Jab. Rechte Gerade.
Langsam anfangen, den Rhythmus finden, Deckung oben lassen – und schon ist man klatschnass geschwitzt.
Ich lieb’s.
Daddy-Gang im Tourbus
Ich freue mich auf Bielefeld.
Ich freue mich aber auch darauf, bald wieder näher bei meiner Familie zu sein.
Nach Bremen geht es Richtung NRW – und dann kann ich meine Liebsten endlich wieder in die Arme schließen. ❤️
Was mir dieses Jahr besonders gut gefällt: Es sind echt einige Papis mit auf Tour.
Wir sitzen alle hinten im Bus – und reden über nichts anderes. Das ein oder andere Tränchen ist auch schon geflossen. Die Daddys aus der letzten Reihe halten zusammen.
Ich sende euch einen lieben Gruß aus dem Bus! 🫶🏻

Lehm auf der Töpferscheibe
Wow, Lingen war echt großartig!
Der „Zug“ nimmt Fahrt auf – immer mehr Dinge auf und hinter der Bühne greifen ineinander. Das ist gut. Das ist wichtig.
Wie beim Singen müssen viele Abläufe erst ins Unterbewusstsein „verschoben“ werden. Heißt auf gut Deutsch: Man muss nicht mehr aktiv darüber nachdenken.
Und da sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema:
Das unbewusste Bewusstsein.
C.G. Jung hat einmal gesagt:
“Bevor wir uns das Unbewusste bewusst machen, wird es unser Leben kontrollieren – und wir werden es Schicksal nennen.”
Er hat so recht.
Vieles in unserem Leben passiert gar nicht mehr im Jetzt.
Gerade einmal 5 % unserer Handlungen und Entscheidungen treffen wir bewusst – die restlichen 95 % laufen nach Mustern ab, die tief in unserem Unterbewusstsein gespeichert sind.

Nun ist es spannend, sich dieses Modell mal genauer anzuschauen:
Wir Menschen sind wahre Meister im Bewerten und Berechnen.
Unser Gehirn liebt es, sich die Arbeit zu erleichtern – neue Dinge zu durchdenken ist anstrengend, also greifen wir lieber auf alte Erfahrungen zurück.
Das spart Zeit.
Das macht das Leben einfacher.
Das macht das Leben aber auch komplizierter.
Denn hier kommt die entscheidende Frage: Ist jede Bewertung aus der Vergangenheit wirklich noch relevant für neue Situationen in unserem Leben? Was, wenn wir uns damals einfach geirrt haben?
Schließlich sind wir Menschen.
Wir sind das perfekte Beispiel für Fehlbarkeit.
Das lehrt uns nicht nur die Bibel – das lehrt uns auch das Leben selbst.
Also sollten wir uns hin und wieder die Zeit nehmen, unsere alten Überzeugungen noch einmal zu hinterfragen. Manche Urteile, die wir gefällt haben, verdienen vielleicht eine zweite Chance. Vielleicht wäre unsere Sicht auf die Dinge heute eine andere.
Das sagt sich jetzt natürlich leicht – hier hinten, auf der Rückbank des Tourbusses.
Doch auch für mich ist das nicht einfach.
Singen und das Umdenken
Beim Singen ist es genau dasselbe.
Ich muss ständig an meiner Technik arbeiten.
Und sie ist noch weit entfernt von meinem persönlichen Ideal.
Vielleicht sollte ich sogar einige meiner abgespeicherten Abläufe in der Gesangstechnik neu überdenken?
Vielleicht würde mich das tatsächlich noch besser machen?
Vielleicht wäre es dann plötzlich einfacher, ein „U“ oder „I“ auf einem hohen A zu singen?
Vielleicht liegt mein Stimmübergang gar nicht bei E, F und Fis – sondern tiefer oder höher?
Wer weiß?
Bleibt offen
Was ich damit sagen will:
Bleibt offen.
Legt euch nicht immer sofort fest.
Urteilen ist einfach.
Offenbleiben ist eine Kunst.
Aber eines ist dabei wichtig:
Verliert euer Zentrum nicht.
Denn wenn ihr wirklich in euch ruht, dann seid ihr wie Lehm auf der drehenden Töpferscheibe.
Solange ihr in der Mitte bleibt, wird euch die Rotationskraft nicht zerreißen.
Ihr könnt euer Leben formen – zu einem wunderschönen Gefäß.
Gefüllt mit reflektiertem Denken.
Und vor allem mit einer Sache, die wirklich zählt:
GANZ. VIEL. LIEBE.
Hamburg, wir kommen!
Mal schauen, wie lange mein Lehm heute in der Mitte bleibt. 😂
Halleluja!!!
Es ist vollbracht – wir hatten Premiere in der Buderus Arena in Wetzlar!

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit und Kraft so eine Probenzeit kostet. Es fängt schon mit der Vorbereitung zu Hause an. Dort sucht man sich kleine Inseln der Ruhe, während der „Familienbetrieb“ auf Hochtouren läuft.
Das Problem, wenn man kleine Kinder hat? Selbst wenn sie um kurz nach 19 Uhr im Bett sind, ist man selbst absolut „streichfähig“ und hat die Energie eines leer gelaufenen Akkus. Lisa und ich haben schon seit einiger Zeit aufgehört, Fernsehen zu schauen. Es geht einfach nicht mehr… und es gibt einfach wichtigere Dinge, die auf der Agenda stehen.
Sobald sich die Texte und die Musik langsam im Kopf verankern, geht es auch schon in die Proben. Eine Autostunde entfernt, in einer Tanzschule, versammelt sich die Cast. Man lernt sich kennen.
Und mein persönlicher Endgegner?
Das Fremdeln.
Ich brauche immer meine Zeit, um mich an neue Umstände zu gewöhnen. Und jedes Mal, wenn ich das erwähne, ernte ich ungläubige Blicke.
“Aber du bist doch Musicaldarsteller? Da musst du es doch lieben, unter deinesgleichen zu sein?”
Ja, stimmt. Aber wenn man hochsensibel ist, dauert das eben. Ich muss die Energien um mich herum erst einordnen. Ich brauche Zeit, um mir von jedem Kollegen ein Bild zu machen, damit ich mich wirklich fallen lassen kann.
“Aha, also ein Darsteller, der Probleme hat, mit anderen Menschen zu arbeiten… das ist ja strange.”
Mag sein. Aber sobald dieser Prozess abgeschlossen ist und ich mich sicher fühle – dann fängt der Spaß an!
Generell habe ich Probleme mit Menschenmengen. Sie überfordern mich.
“Aber warum stehst du dann auf der Bühne? Vor zigtausend Menschen im Publikum?”
Ganz einfach: Sobald ich meine Rolle erarbeitet habe, habe ich Ruhe auf der Bühne. Ich habe Ruhe in der Figur, folge einfach nur ihrem Handeln – und kann den introvertierten Jan Ammann hinter mir lassen.
Überlebenskampf in der Tanzschule
Die ersten Proben fanden in einer Tanzschule in Oberhausen statt.
Die Füße qualmen, die Knie schmerzen, und Schlaf? VÖLLIG überbewertet.
• 10:00 – 18:00 Uhr
• 9:00 – 18:00 Uhr
• Tag ein, Tag aus.
• Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal.
AUA.
Und ich sag’s euch… ich bin froh, dass ich NICHT vom Tanz komme!
Was die Jungs und Mädels während der Probenzeit einstecken müssen – oida! Heftig.
Mein persönlicher Endgegner (neben dem Fremdeln)? Der Tanzspiegel. Ein äußerst wichtiges Utensil zur Korrektur von Haltung und Technik.
Da stehe ich nun – mitten unter all den grazilen Tänzern.
100 kg schwer und beweglich wie eine 400 Jahre alte Eiche bei Windstärke 2.
Ich bin zwar biegsam und habe einen erstaunlichen „Stretch“, aber das war’s dann auch mit meinem Tanztalent.
Ich liebe es, Tänzern zuzuschauen, und wie sehr würde ich mir wünschen, das auch zu können! Aber meine innere Stimme und die Koordination sagen mir ganz klar: “Bruder, das wird nix.”
Gut, man soll ja nie sagen, dass man etwas nicht kann. Man sollte immer ein „noch“ hinzufügen. Also: Ich kann das noch nicht.
Aber realistisch betrachtet habe ich den Zenit einer Tänzerkarriere wohl um zwei Dekaden verpasst. Dazu kommt mein eigener Hang zum Bodyshaming, der sein Übriges tut, um das Gefühl vor diesem ominösen Spiegel nicht gerade zu verbessern.
“Ich bin Benjamin Blümchen, und alle anderen sind Otto.”
Das Licht am Ende des Tunnels
Aber auch diese Qual ging vorbei! Irgendwann war der Spiegel weg, und wir durften in der Bühnenkulisse weiterproben.
In Kostümen.
In feinem Zwirn.
Schon besser.
Mit Band.
Mit Licht.
Mit Gefühl.
Schon VIEL besser.
Wenn man bedenkt, dass diese Show nur so kurz geprobt wurde, lässt das erahnen, dass wirklich alle Beteiligten absolute Vollprofis sind. (Meine Tanzkünste mal außer Acht gelassen.)
Es ist also vollbracht.
Die Proben sind überstanden, und nun kommt der Teil, der Spaß macht – aber auch viel Disziplin abverlangt:
• Energie verwalten.
• Auf sich achten.
• Gut essen. (Meine Spezialität.)
• Sport.
• Regelmäßiger Kontakt mit dem echten Leben. (Familie.)
• Seelische Gesundheit bewahren.
Also: Haltet uns die Daumen und freut euch auf diese Show! Sie ist besonders.
Als ich die Bühne und all ihre technischen Details zum ersten Mal sah, kam mir ein Satz in den Kopf – und purzelte direkt aus meinem Mund:
„Das ist definitiv ein LEVEL UP!“
Freut euch drauf.
Bussi aus dem Bus,
euer Jan
Bei welcher Show bist du dabei?
Mannheim
München
Füssen
Düren
You can vote for more than one answer.
Parting after reunion paves the way for a better next meeting. Rest during the journey prepares us for the next stage of travel. We begin life in innocent ignorance, and return to that state as we near its end. Life consists of countless such cycles. As masters of our own destiny, when we use our agency to make life an upward spiral, therein lies meaning.
Your experience on Deutsche Bahn is really amusing! We've long heard about its delay rates…it has gradually become a legend...😂
Wow, ein sehr ehrlicher Bericht (Ballett im Kopf). Danke Ihnen dafür.
Obwohl ich die Show letzte Woche in Bochum mega fand, habe ich in der Pause zu meiner Mutter gesagt, irgendwie ist Jan Ammann nicht so, wie ich ihn kenne, irgendwas passt da nicht. Man hat es an Ihrer Körpersprache und im Gesicht gesehen, dass etwas nicht passt. Nicht falsch verstehen, die Show war mega, dennoch sieht man bei sowas dann im Nachhinein, wie professionell alle sind oder sein müssen.
Bitte passen Sie auf sich auf und wenn Körper und Geist nicht zusammenpassen, dann nehmen Sie sich Zeit, sich selbst und Ihre Mitte wiederzufinden. Ich hoffe, die Auszeit hat auch nachhaltige Wirkung. Alles Gute Ihnen und liebe Grüße.
Dear Jan, I’m so sorry to hear you’re feeling so exhausted. That’s truly draining😭. Hard time will pass—hold on, you’ve got this! We trust in your professionalism! And we’re really looking forward to your new video! (is it about your new show? Or perhaps your brand?)
Lieber Jan,
Vielen Dank, dass du deine Gedanken so offen und uneitel mit uns teilst.
Ich habe nach einer ganzen Weile wieder einmal deine Einträge gelesen und immer wieder triffst du eine Saite, die in mir nachschwingt und über die ich nachdenken muss.
Seit gestern ist es das Fremdeln.
Vielleicht ist es manchmal leichter, sich in den Worten eines anderen zu erkennen, als sich selbst in Worte zu fassen.
Ich würde mich selbst nicht als hochsensibel beschreiben, manchmal kann ich empathisch wie ein Stein sein. Ich bin lebensfroh, offen und Menschen sind gerne in meiner Nähe. In meinem Job bin ich patent und blickig. Aber wenn ich zwischendurch reine Repräsentationsaufgaben zu erfüllen habe, passiert etwas seltsames:
Als würde man den…